Kalenderblatt November 2018

November 2018

Die Zimmermeister-Familie Engel

Im Jahr 1770 kam der um 1742 in Bischhausen bei Eschwege geborene Zimmermeister Wilhelm Engel nach Wabern. Hier begründete er eine fünf Generationen umfassende Zimmermeister-Familie, die sicherlich viele der Fachwerkhäuser in Wabern erbaut hat. An einige Bauten, so am Haus Wilhelm-Dilich-Str. 18 (Winkelstern / Otto, siehe Kalenderblatt März 2004), Wilhelm-Dilich-Str. 19 (Bley / Schneider / Österling / Schärfer / Mackenroth, siehe Kalenderblatt April 2011) und Kirchplatz 17 (Riemenschneider / Pfeil, siehe Kalenderblatt November 2012), haben sie sich in den dortigen Balkeninschriften verewigt. An anderen Häusern kann man an der Art von Zierwerk an den Zwerchgiebeln, so am Haus Engelstraße 18 (Engel / Schäfer / Vonhold), an der Fleischerei Wenghöfer (Wilhelm-Dilich-Str. 13, siehe Kalenderblatt Oktober 2001) und auch am Haus Wilhelm-Dilich-Str. 19 (s.o.) erkennen, das die Arbeiten vom gleichen Zimmermann stammen. Die dort verwendete Art der Verzierung war ein Markenzeichen des Zimmermeisters Johann Georg Engel.

Wilhelm Engel, der Begründer der Familie Engel in Wabern, wohnte möglicherweise im Haus Nr. 26 (Ziegenhainer Straße 3, Familie Schwarz). Wilhelm Engel war seit dem 12.10.1770 mit Anna Elisabetha Schaumberg (*25.12.1742, +10.12.1819) verheiratet, sie hatten sechs Kinder. Sein viertgeborenes Kind und Nachfolger, der Zimmermeister Johann Conrad Engel. (*14.08.1780, +16.01.1861) hat aber sicher im Haus 26 gewohnt. Er war seit dem 21.06.1801 mit Anna Catharina Strippel (*30.01.1783, +18.11.1846) verheiratet. Sie hatten zusammen acht Kinder, von denen der zweitgeborene Johann Georg Engel (*17.01.1803, +14.03.1879) die Nachfolge im Zimmererhandwerk übernahm.

Johann Georg hat wahrscheinlich das rechts angrenzende Grundstück Nr. 27 vor dem Jahr 1845 erworben und dort das heute noch bestehende Haus erbaut (Haus Bachmann, heute umgebaut zu einem Stall, siehe Kalenderblatt April 2004). Auf der Katasterkarte von 1737 ist dort ein andere Bebauung verzeichnet. Der Vorgängerbau lag rechts hinter dem heute bestehenden Gebäude (heute Hoffläche) und war 1737 im Besitz von Johannes(?) Bley. Das Haus blieb noch bis zum Jahr 1913 im Besitz der Familie Engel und wurde dann an Heinrich Bachmann verkauft.

Johann Georg Engel heiratete am 01.07.1827 Wilhelmina Meister (*15.05.1799, +10.10.1866). Sie hatten sechs Kinder. Der Erstgeborene Johannes (*25.07.1827) wanderte im Alter von 31 Jahren nach Amerika aus, aber der Zweitgeborene Konrad (*09.02.1829, +21.10.1891) trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde jetzt schon einer Tradition folgend ebenfalls Zimmermann. Da das Zimmerhandwerk anscheinend nicht als alleiniger Broterwerb ausreichte, betrieb er auch die Leinenweberei. Er heiratete am 05.04.1848 Anna Katharina Knobel (*17.05.1829, Altenburg, +04.10.1883). Sie hatten acht Kinder, von denen die Söhne Georg (*23.10.1863, +01.12.1896) und Johann Georg (*11.01.1870, +22.08.1932) ebenfalls Zimmerleute wurden.

Johann Georg war in erster Ehe mit Katharina Dieling und zweiter Ehe mit ihrer Schwester Elise Dieling (*24.03.1876, Wehlheiden, +1960) verheiratet. Er erbaute 1903 das Haus Engelstraße 1, heute Nr. 18 (siehe Kalenderblatt März 2003) und betrieb nebenan auf dem Zimmerplatz sein Handwerk. Nach dem Tod von Johann Georg endete die Zimmermannstradition, da weder der Sohn Georg (*1895) aus erster Ehe noch die Söhne Heinrich (*1903) und August (*1904) aus der zweiten Ehe das Zimmergeschäft übernehmen wollten oder konnten. Das Grundstück des späteren Sägewerks Schmidt in der Ziegenhainer Straße gehörte Johann Georg. Es wurde zuerst an die Familie Schmidt verpachtet und ging später durch Erbschaft über die Ehefrau von Georg Engel endgültig in deren Besitz über.

Der Zimmerplatz war Gemeindeland. Ob er an Johann Georg verpachtet war, ist nicht bekannt. Bis in die siebziger Jahre lagerte das Sägewerk Schmidt dort noch Baumstämme, musste dann aber den Platz räumen.

Das Foto auf der Vorderseite zeigt einen Festzug in den sechziger Jahren, der am Zimmerplatz vorbeizieht. Auf dem Zimmerplatz liegen einige Baumstämme, die auf die Verarbeitung im Sägewerk Schmidt warten. In der linken oberen Bildecke ist ein Teil des Hauses Engelstraße 18 zu sehen.

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