Kalenderblatt Februar 2017

Februar 2017

Wabern weiht zwei Schulsäle

Pressebericht des Kreisblattes für den Kreis Fritzlar-Homberg vom 12.10.1950

"Unverkenntlich ist die ständig aufwärtsgerichtete Entwicklung Waberns als der verkehrstechnisch günstigst gelegenen und größten Landgemeinde des Kreises. Der von je vorbildliche Bewirtschaftung seiner Gemarkung durch den Bauer hat sich ein Aufschwung des örtlichen Gewerbes und der Geschäftswelt angeschlossen, um den der Ort nicht zuletzt beneidet wird. Neben den staatlich gelenkten Betrieben von Bahn, Post und Karlshof, machen sich Zuckerfabrik, Molkerei und Motorenwerke als modernst eingerichtete Produktionsstätten einen Namen über die heimatlichen Grenzen hinaus. Holz und Metall verarbeitende Werkstätten sind zahlreicher geworden und maschinell verbessert, und das Nahrungsmittelgewerbe verfügt über hygienisch einwandfreie Anlagen und Verkaufsräume, die den Charakter der dörflichen Gemischtwarenhandlung fast restlos hinter sich lassen.

Die Möglichkeit solchen Strebens ergibt sich aus dem umfangreicheren Kundenkreis und dieser wiederum aus der vergrößerten Einwohnerzahl, die um 3.000 liegt. Es ist einleuchtend, daß aus einer Gemeinschaft vorwärtsdenkender Bürger auch eine politische Vertretung hervorgehen kann, die den Belangen ihrer Wähler in der zielstrebigsten Weise Rechnung trägt. Die von jeher durch hier nicht zu erörternde Verhältnisse geldlich gehemmte Gemeinde hat bezüglich mancher Gegenwartsprobleme besonders gesteigerte Schwierigkeiten, wenn sie allen Wünschen gerecht werden will. Um so anerkennenswerter ist die Tatsache, daß sie nunmehr anstelle der derzeitigen Undurchführbarkeit des großzügigen Planes eines längst notwendig gewesenen Schulhausneubaues eine Teillösung gefunden hat, die für Jugend, Eltern und Lehrer, wenn nicht in Erfüllung, so doch das glückhafte Zeichen dafür ist, das Wille und Tatkraft, auch für kulturelle Belange des Dorfes in Zukunft nur das Beste zu tun, sich in schönster Weise angebahnt haben.

Es ist ein weiter Weg von dem ersten Schulraum im Pfeilschen Hause (Am Kirchplatz 8 - die Redaktion) über die Schulgebäude und ihre Erweiterungsbauten in der Fritzlarer Straße und im Wimmer bis zu den nunmehr bezugsfertigen beiden neuen Räumen im früheren Kindergartenheim hinter dem Bürgermeisteramt.

Die Ortschronik weiß zu berichten, daß bis zum Jahre 1830 im erstgenannten Hause nur ein Lehrer für das Dorf unterrichtete. Das heute noch benutzte Schulgebäude in der Fritzlarer Straße wurde für zweiklassigen Unterrichtsbetrieb errichtet, aber schon 1846 durch die wachsende Kinderzahl der vermehrten Haushaltungen durch einen Anbau vergrößert, der auch die Einrichtung zweier Lehrerdienstwohnungen ermöglichte. Mit dem Erwerb des Grundstücks eines Kleinbauern im Wimmer (Heinrich Otto VII, die Redaktion) 1885 erstand dort als Anbei an das Wohnhaus ein dritter Schulraum und durch dessen Aufstockung umdie Jahrhundertwende der vierte Schulsaal, während das alte Bauernhaus für die wohnliche Unterbringung zweier Lehrer instandgesetzt wurde. Die Vierklassigkeit der Schule konnte nach solchem nicht gerade glückliche zu nennenden, allzu billigen stückweisem Baugeschehen nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr aufrechterhalten werden.

Die Vergrößerung des Ortes und die Erhöhung seiner Bevölkerungszahl in wenigen Jahren um rund 1.200 Einwohner ließen auch die zu beschulende Kinderzahl so anwachsen, daß sie sich um 400 Schulpflichtige bewegte. Neun Lehrkräfte teilten sich das Arbeitsfeld, das in vier Räumen und in zwei mit Schulmöbeln bestellten Zimmern zu Verfügung stand. Alle Nachteile der offenbar gewordenen Schulraumnot belasteten Kinder, Elternhaus und Lehrpersonal. Verminderte Wochenstundenzahl, untragbare Stundenverteilung über Mittag und bis in den Spätnachmittag, Springstunden für Kinder und Lehrer, unvermeidlicher Raumwechsel der Klassen, weitere unterrichtliche und technische Mängel beeinträchtigten Arbeit und Leistung aller Beteiligten.

Wenn auch mit dem Umbau und der Ausgestaltung zweier Räume in dem wieder frei gewordenen früheren Kinderheim das Schulraumproblem in Wabern noch immer nicht die allzeit erstrebte Endlösung bringen konnte, so stehen doch nunmehr zumindest sechs größere Klassenräume und zwei Zimmer bereit, die elf Unterrichtsabteilungen planmäßig so einzuordnen, daß ein weitaus geregelter Schulbetrieb gewährleistet sein wird. Mit Beginn des Schulwinterhalbjahres am 16. Oktober werden die vier Abteilungen des ersten und zweiten Schuljahres ihre neuen Räume mit Stolz und ehrfürchtiger Scheu vor der künstlerischen Gestaltung und der schulraumtechnischen Vollendung ihre Lehrstätte beziehen".

Am 27. August 1951 plädierte der damalige Schulrat in einer Sitzung der Gemeindevertretung für einen Schulhausneubau. Am 8. Juli 1952 empfahl der Gemeindevorstand der Gemeindevertretung das Gebäude in der Verlängerung zur Ottostraße zu errichten. Nach einer ausführlichen Planung und der Sicherstellung von Landes- und Kreismitteln erfolgte am 12. Juni 1954 die Grundsteinlegung zu einer modernen achtklassigen Volksschule. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde am 27. Mai 1956 die neue Schule eingeweiht.

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