Kalenderblatt Dezember 2015

Lustige Geschichten zur Weihnachtszeit von Pfarrer Dieter Otto

Preiswerter Eintritt am Heiligabend?

Die ganze Familie war wie üblich im Heiligabendgottesdienst gewesen. Weihnachtsstimmung ganz ohne Christmette? Ohne Heiligabend in der Kirche gewesen zu sein, droht Vater immer wieder, gibt es einfach keine Bescherung. Fertig. Basta. Ende Aus.

"Do äs hä nu eemo unerbiddlich." Mama sagt dann manchmal heimlich zu den Großen, er sei doch inzwischen "schunn gänz wie sinn ahler Vooder." Auf dem Heinweg von der Kirche ist Mama immer noch ganz gerührt von der schönen Weihnachtsgeschichte, die die Kinder vom Kindergottesdienst als Krippenspiel aufgeführt haben. Die Familienmitglieder allerdings, besonders die Kleinen, zerren jetzt nach Hause, weil sie natürlich auf die Bescherung lauern.

"Diesmo kned d'r Vooder uff dem gänzen Heemwäche". Vor allem über den neuen Vikar, der seinen ersten großen Auftritt hatte, mit zu vielen neuen Liedern, die "keen Oosd kennd", wie Vater scharf kritisiert:

"Un biem Kribbenspähl hod disser Nüche jo noch niddemo Engel mirrespählen lorren. Dän hädde me gor nid uffs Länd schiggen sunn", wo die Menschen noch immer weihnachtlich "normal" wie er betont, feiern wollen. Unzufrieden meckert er weiter:

Schließlich soll es ja gerade am Heiligen Abend mal richtig weihnachtlich sein. Und dann das Gejammer über den Hunger und das Elend in der Welt! Nee, nee, wo soll denn da noch Weihnachtsstimmung aufkommen?"

"So kned d'r Vooder ohne Enge wirrer un wirrer".

Schließlich, sind sie fast zu Hause angelangt, sagt Hänschen, der bisher nur zugehört hat, ganz entschieden:

"Babba, awwer eechendlich wohrscht doch enn gänz dufdes Programm fär die zwäh Hosenknebbe, die du om Ussgang uff'n Deller geschmessen hosd!".

Gefahrenabwehr zur Weihnacht

Unser Großvater hatte zwei ledige Tanten. Sie wohnten in einem kleinen hessischen Städtchen und waren mit einander alt und ziemlich ängstlich geworden. Jeden Abend schauten sie unter die Betten und in alle Schränke, ob sich da vielleicht jemand versteckt hätte. Wenn sie zu Bett gingen, schlossen sie die Schlafzimmertür sorgfältig ab und schoben dann noch gemeinsam den Kleiderschrank von innen davor. Auch die Fenster wurden sorgsam geschlossen — zu jeder Jahreszeit, auch im Sommer.

Das Weihnachtsfest war gerade vorbei, da klingelt ein Durchwanderer an der Haustür und bettelt: „Mir ist so kalt. Ich friere. Haben Sie, bitte, vielleicht eine warme Hose für mich? Sehen Sie, meine alte Hose ist leider schon ziemlich verschlissen".

Zwar ist Weihnachten gerade erst vorbei, aber Tante Jette winkt unweihnachtlich und kurz entschlossen ab: "Hosen honn mä nid, will me keene Männer honn". Und schlägt dem armen Mann die Tür vor der Nase zu. Nun bekommt sie aber plötzlich doch nachträglich einen heiligen Schrecken: "Auch, du liewes bisschen! Wos honn ich emme dann bloß gesprochen! Jedzd kimmed där verlichde hirre noochd un brichd bie ins in!"

Kurz entschlossen reißt sie also das Fenster zum Hof auf und ruft dem Mann ganz laut hinterher: "Awwer noochds, do honn mä welche!"

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