Kalenderblatt September 2002

September 2002

Gasthaus Kahl, Bahnhofstraße

Das Gasthaus Kahl, heute eher als die Diskothek "Come In" bekannt, ist die älteste noch existierende Gastwirtschaft in Wabern. Das Gebäude, dass ursprünglich in der Frankfurter Straße nahe des Ortsendes in Richtung Udenborn gestanden hat, wurde 1863 von dem Schreinermeister und Fruchthändler Johannes Kahl (*03.04.1815, +29.07.1874) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Itter aus Gleichen in der Bahnhofstraße, dem damaligen aufstrebenden wirtschaftlichen Zentrum unserer Gemeinde, neu errichtet. In seinen Räumen entstand eine Gast- & Logierwirtschaft, wobei das Haus an seinem ursprünglichen Standort zu einem größeren Schreinerbetrieb gehörte. Die Nähe des in der damaligen Zeit für Wabern viel bedeutenderen Bahnhofs sorgte für viel Kundschaft aus den Kreisen der Bahnbeschäftigten und der Reisenden. Bevor 1884 die Stichstrecke nach Wildungen erbaut wurde, logierten Durchreisende oft über Nacht bei Kahls. Ihr berühmtester Gast war Reichskanzler Fürst Bismarck, der auf der Weiterreise eine Nacht im Zimmer Nr. 5 verbrachte. Sein damaliges Bett ist noch heute im Besitz der Familie.

Johannes Kahls Sohn Daniel, geboren im Jahr der Gasthausgründung am 04.06.1863, gestorben 1954 mit 91 Jahren, übernahm später zusammen mit seiner Ehefrau Katharina Elisabeth Otto (*09.05.1864, +1930, Tochter des Ackermanns und Gastwirts Konrad Otto) den elterlichen Betrieb, den er lange Jahre bis 1948 führte. Daniel Kahl war in der Bevölkerung wegen seines vielseitigen Einsatzes für die Gemeinde sehr bekannt, er gehörte u.a. zu den Gründern des Ziegenzüchtervereins und der Darlehenskasse (Raiffeisenbank) und war als Gemeindeschöffe tätig.

Ab 1948 führte sein Enkel Karl Ludwig Kahl (*1922, +1981) und seine Ehefrau Ursula geb. Homburg (*1924, +1989) in der gewohnten Art und Weise die Gastwirtschaft, bis sie im Jahr 1971 durch den jetzigen Inhaber und Sohn von Karl Ludwig Kahl, Gerhard Kahl (*1949), übernommen wurde. Neben der Gastwirtschaft befanden sich in dieser Zeit die Buchhandlung und Lottoannahmestelle Strube, der Elektrohandel Werlitz (jetzt in Fritzlar) oder auch die Porzellan- und Geschirrhandlung Bechtel & Krausbauer (später im Haus Bachmann, Ecke Ziegenhainer Straße - Frankfurter Straße) in den Räumlichkeiten des Hauses Kahl. Zeitweise nutzte das Arbeitsamt die Gaststätte als Auszahlungsstelle für das Arbeitslosengeld; oft wurde mit dem eben erhaltenen gleich darauf der Deckel der letzten Tage bezahlt.

Mit dem Jahr 1971 erfolgte ein Wandel, der hauptsächlich (und nun schon für mehrere Generationen) die jüngere Bevölkerung von Wabern betraf. Gerhard Kahl richtete im Erdgeschoss die im letzten Jahr auf ein erfolgreiches dreißigjähriges Bestehen zurückblickende Diskothek "Come In" ein. Auch kann bis heute bei Kahls "logiert" werden, aber in den letzten zwanzig Jahren war ein starker Rückgang der Gäste zu beklagen.

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