Kalenderblatt Mai 2002

Mai 2002

Wirtschaftsgebäude des Pfarrhauses

Das Foto zeigt den vorderen Teil der Wirtschaftsgebäude des Pfarrgehöfts. Sie wurden ab 1674 zusammen mit dem alten Pfarrhaus erbaut. Dazu gehörten Scheune, Saustall, Kuhstall, Waschhaus, Bienenhaus und ein Brunnen mit Brunnenhaus. Größere Umbauten wurden 1834, 1884 und 1914 vorgenommen. Die Baumaßnahme im Jahr 1914 wurde erforderlich, weil die Pfarrfamilie Baum wegen dem Abriss des alten Pfarrhauses für eine Zeit umquartiert werden musste. Die Scheune wurde Konfirmandensaal und Jugendraum.

Pfarrer Metz, der nach der Vertreibung von Pfarrer Baum im Jahr 1933 seinen Dienst antrat, berichtet in seiner Chronik unter der Überschrift: "Das Schicksal des Gemeindesaals": "Während des Krieges wurde der Gemeindesaal beschlagnahmt und für Kriegszwecke verwandt. Einerseits diente er als Raum für die Gemeinde und Familien, andererseits wurde er benutzt für die Unterbringung von Soldaten. Jeden Mittag war er die Behausung von Turkestanen (Militär). Als es sich nach dem Krieg herausstellte, daß er durch das Anwachsen der Gemeinde für Veranstaltungen sich zu klein erwies, wurde beschlossen, den Saal zu erweitern. Das geschah im Jahre 1952. Durch diesen Umbau ist es nun möglich, ohne besondere Schwierigkeiten die Gemeindeveranstaltungen so zu gestalten, daß die bisherige Enge nicht mehr hinderlich ist. Durch architektonische Veränderungen (Streichen der Tür) wurde seine Brauchbarkeit und Zweckmäßigkeit noch erhöht. Im Innenraum wurden auch geschmackvolle Ornamente künstlich hergestellt."

Die Räume über den Ställen, damals die "Mäusebuden" genannt, wurden notdürftig als Wohnung eingerichtet. Pfarrer Metz vermerkt dazu: "Die Wohnungsnot während des Krieges brachte es mit sich, daß auch das Wirtschaftsgebäude der Pfarrei zur Notwohnung umgestaltet wurde. Seit etwa 1943 wurden diese Gebäude ununterbrochen bis 1958/59 bewohnt. Seit dieser Zeit wurden die bewohnten Räume für die Jugendarbeit (Jugendkreise) hergestellt." Pfarrer Metz berichtet weiter, dass man in den Ostertagen Ende März 1945 in Wabern viele deutsche Soldaten auf dem Rückmarsch vor den Amerikanern beobachten konnte. Für diese Soldaten sei der Gemeindesaal als Verpflegungsstation eingerichtet worden. In der Nachkriegszeit diente der Gemeindesaal der Verteilung von Lebensmittelpaketen aus amerikanischen Hilfslieferungen ("Care-Pakete"). Unter Pfarrer Holk mussten 1964/65 alle alten Wirtschaftsgebäude dem Neubau des Gemeindehauses und der Diakoniestation weichen.

Neben den Gottesdiensten war das "alte" Gemeindehaus der zentrale Ort des Gemeindelebens. Hier wurde der Konfirmandenunterricht und der Kindergottesdienst gehalten. Hier fanden die Bibelstunden (erstmals 1936/37), die Proben des Posaunenchores, die Jugendstunde von Rosemarie Metz und etliche Familienfeiern statt. Nicht zu vergessen der Kirchenchor, der von 1945 - 1955 bestand und im Gemeindesaal seine Chorstunden abhielt - lange Jahre unter Leitung vom jungen Pfarrersohn Wolfgang Metz. Viele werden sich auch noch an "Käthchen" erinnern, so hieß die Ziege von Pfarrer Metz. Sie war im Sommer neben dem Gemeindesaal im Stall untergebracht.

Für viele ältere Mitglieder der Gemeinde ist der Gemeindesaal aufs Engste mit dem Konfirmandenunterricht verbunden. Besonders unter Pfarrer Baum und Pfarrer Metz war es ein strenger Unterricht, in dem eine große Zahl von Liedern und Bibelversen und der Katechismus gelehrt und streng abgefragt wurden. In Wabern wurde der Katechismus in der Form des Hessischen Katechismus gelehrt. Dieser hält sich an Luthers Kleinen Katechismus und ergänzt ihn durch zusätzliche Fragen, die das Verstehen der christlichen Lehre erleichtern sollen und der reformierten Tradition Rechnung tragen. Die ersten Sätze dieses Katechismus sollen hier zur Erinnerung und "Wiederholung" zitiert werden: "Bist du ein Christ? Ja, Herr. - Woher weißt du das? Daher, daß ich getauft bin auf den Namen unseres Herrn Jesu Christi und die christliche Lehre weiß und glaube. - Welches ist denn die christliche Lehre? Die in den Schriften Mosis, der Propheten und Apostel verfasset und begriffen ist." Es folgt die Nennung der fünf Hauptstücke: "Wozu dienen uns diese allesamt insgemein? - Daß wir erkennen: Erstlich, wer wir seien, und wie wir mit unserem Herr Gott stehen. Danach, wer unser Herr Gott sei, und wie wir mit ihm mögen versöhnet und vereiniget werden."

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