Tagesfahrt nach Korbach

Besucherbergwerk

In Kooperation mit dem Geopark GrenzWelten hatte der Geschichts- und Kulturkreis Wabern zu einer eintägigen Exkursion am 18.10.2025 nach Korbach eingeladen. 33 Mitglieder und Gäste des Vereins nutzen die Möglichkeit bei zwar kühlem, aber sonnigen Herbstwetter geologisch interessante Stationen in und um Korbach kennenzulernen. Auch Wabern liegt schließlich im Geopark und möchte mit seiner geologischen Besonderheit, den landschaftsprägenden Kies- und Sandlagerstätten zukünftig weitere Highlights im Geopark beisteuern. Hierzu ist der Geschichts- und Kulturkreis Träger einer in Arbeit befindlichen Machbarkeitsstudie. Eine erste Infotafel ist am Ortsrand von Udenborn zu sehen und soll eine Station von mehreren entlang einens ca. 12 km langen Radrundweges zum Thema Kies und Sand darstellen. Aber zurück zum Ausflug nach Korbach: Als erstes Ziel steuerte der Bus das Goldbergbaurevier am Eisenberg im kleinen Örtchen Goldhausen an.

Eisenberg

Während der Entstehung des Rheinischen Schiefergebirges vor rund 290 Mio. Jahren kristallisierte in Kluftbereichen so viel Gold, dass im Eisenberg die vermutlich reichste Goldlagerstätte Deutschlands entstand. Die Zeiten des Goldabbaus sind längst vorbei, wenngleich es immer mal wieder Untersuchungen gab, ob sich ein Abbau, der noch immer im Berg vorhandenen Goldvorkommen lohnt. Neuere Untersuchungsstollen zeugen davon. Unter der fachkundigen Führung von Frau Dr. Richter und einem weiteren Mitarbeiter wurden die Stollen in zwei Gruppen erkundet. Wetterfest mit wasserfester Jacke und Gummistiefel sowie mit passendem Geleucht ausgestattet wurden die nicht immer „mannshohen“ Stollen befahren (der Bergmann geht nicht, er fährt!). Und sehr schnell war man sich einig darüber, wie wichtig dabei ein Helm auf dem Kopf ist, um schlimmeres zu verhindern. Den Rest übernahm die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, die auch in diesem Bergwerk einen festen Platz in einer Felsnische fand. An mehreren Stellen unter Tage erfolgten Erläuterungen zu den geologischen Besonderheiten des Berges sowie über die mühsamen und gefährlichen Arbeitsweisen der Bergleute im Mittelalter als auch in neueren Zeiten zu Prospektions- und Explorationszwecken. Nachdem beide Gruppen wieder wohlbehalten über Tage zurück im Zechenhaus angekommen waren, folgte ein kleiner Spaziergang zum nahe gelegenen Georg-Viktor-Turm auf der Spitze des Eisenberges.

Korbacher Spalte

Die Landschaftsgeschichte der Region Waldeck-Frankenbergs und der umliegenden Gebiete birgt viele spannende Geheimnisse. Doch die Spuren der Vergangenheit sind häufig schwierig zu lesen und können nur von Spezialisten interpretiert werden. Wie ermöglicht man also einen Zugang zur Erdgeschichte und regionalen Landschaftsentwicklung? Mittels moderner Technik ist dies auf dem Georg-Viktor-Turm möglich und man kann längst vergangene Zeiten in die Gegenwart holen. Wer wollte, konnte sich mit dem Smartphone eine völlig neue Welt aus einem urzeitlichen Meer, längst ausgestorbenen Pflanzen und Tieren, Wüstenlandschaften und Gebirgszügen in die Gegenwart holen. An diesem Tag war es aber auch möglich ausschließlich die wunderbare Aussicht in alle Himmelsrichtungen auf dem Turm zu genießen. Neben der erdgeschichtlichen Vergangenheit konnte man zudem die rekonstruierte Burgruine und das 17. Jh. rund um den Eisenberg erkunden. Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit Schnitzel-Buffet in der urigen Eisenberghütte ging es zum spannendsten Treffen des Tages: Quasi am Eingang zur Korbacher Spalte erwartete uns Procynosuchus, wegen seiner kurzen Beine auch liebevoll Korbacher Dackel genannt.

Korbacher Dackel

Ein Tier, welches am Anfang der Evolutionsgeschichte unserer heutigen Säugetiere steht und stammesgeschichtlich eine Brücke zwischen den Reptilien und den am Ende der Trias erstmalig auftretenden Säugetieren bildet. Die „Korbacher Spalte“ am südlichen Stadtrand von Korbach wurde 1964 entdeckt und 1992 in das Denkmalbuch des Landes Hessen aufgenommen. Sie ist neben dem UNESCO-Weltnaturerbe „Grube Messel“ das bedeutendste paläontologische Bodendenkmal in Hessen und gilt als die bislang älteste Fossilien führende Spalte Europas. Die Korbacher Spalte ist eine Fossilfundstelle oberpermischer Wirbeltiere und das zweit-bedeutendste paläontologische Bodendenkmal in Hessen. Ihre besondere Bedeutung leitet sich aus den Funden von weltweit sehr seltenen säugetierähnlichen Reptilien, wie eben dem Korbacher Dackel ab. Direkt am Fuße der faszinierenden Spalte fesselte uns Frau Dr. Richter mit Ihren Ausführungen zu den Besonderheiten dieses Highlight des Geoparks. Auch von oben konnte die Spalte bestaunt werden. Für viele besonders beeindruckend die angebrachten Zeitleisten ab der Entstehung der Erde bis endlich zum ersten Auftreten von Lebewesen und zuletzt des Menschen: In geologischen Dimensionen erst ein Wimpernschlag zurück.

Die vielen Informationen und Eindrücke konnte anschließend im Altstadtcafe in Korbach bei einer warmen Tasse Kaffee und einem leckeren Stück Torte „verarbeitet“ werden. Nach einem sehr gelungenen Ausflug ging es zurück nach Wabern. Der Dank geht an den Leiter des Geoparks, Herrn Dr. Bresser und besonders an Frau Dr. Ute Richter für die Mithilfe bei der Vorbereitung sowie fachkundigen und sympathischen Begleitung während des Aufenthalts in Korbach.

Text: Roland Schippany, Fotos: Wolfgang Nelke und Roland Schippany


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