Stolpersteine

Der Geschichts- und Kulturkreis Wabern plant die Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demning zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit in Wabern. In Wabern lebten Anfang des 20. Jahrhunderts vier jüdische Familien.

Familie Frenkel

Familie Frenkel, Bahnhofstraße 15 - später Frisör Schröder (4 Erinnerungssteine für Laser, Jettchen, Margot und Max Frenkel): Der Handelsmann Laser Frenkel (* 1879) zog im April 1930 mit seiner Familie von Falkenberg nach Wabern. Er hatte im Jahre 1909 Rika Oppenheimer geheiratet. Aus dieser Ehe stammte Sohn Max (* 1910). Bereits 1918 verstarb die Ehefrau. Wann Laser Frenkel in zweiter Ehe Jettchen Wertheim heiratete, konnte nicht ermittelt werden. Es ist lediglich die Geburt von Tochter Margot (* 1920) nachgewiesen. Über den Alltag in Wabern ist von der Familie nichts bekannt. Laser Frenkel betätigte sich als Vieh- und Fellhändler. Überliefert ist jedoch, dass es der Familie finanziell nicht gut ging. Tochter Margot musste Wabern am 31.10.1935 verlassen. Sie zog nach Kassel und arbeitete dort als Hausmädchen. Die Eltern mit Sohn Max folgten aufgrund von SA-Schikanen im Oktober 1938. Am 9.12.1941 wurde Laser Frenkel mit seiner Ehefrau Jettchen von Kassel aus in das Ghetto Riga deportiert. Über das genaue Schicksal von Sohn Max ist nichts bekannt. Tochter Margot konnte sich möglicherweise nach England oder Australien in Sicherheit bringen.

Familie Löwenstein

Familie Löwenstein, Bahnhofstraße 21-später Richwien (4 Erinnerungssteine für Simon, Gitta, Walter und Hanna Löwenstein): Der Kaufmann Simon Löwenstein (* 1857 in Obermöllrich) und seine Ehefrau Gitta, geborene Grunsfeld ( * 1875 in Helmshausen) zogen im Jahre 1895 nach Wabern. Sie hatten am 24.02.1895 geheiratet. Die Familie erwarb das Haus in der Bahnhofstraße 21. Dort eröffnete Simon sein Einzelhandelsgeschäft, das am 9.12.1896 in das Handelsregister eingetragen wurde. Das Ehepaar hatte die Kinder
Irma * 08.12.1895 (zog 1921 weg aus Wabern)
Adolf * 18.01.1897 (starb 1918)
Leopold * 18.02.1898 (zog zur Ausbildung nach Wuppertal)
Walter * 12.05.1900
Hanna * 27.01.1906
Die Kinder besuchten zunächst die Volksschule in Wabern. Danach wechselten sie mit Ausnahme der Tochter Hanna auf die Oberrealschule nach Kassel. Lediglich Hanna wechselte auf das Lyzeum des Ursulinen-Klosters in Fritzlar. Dort legte sie das Abitur ab.

Walter Löwenstein verzog am 04.09.1933 nach Kassel. Dieser frühe Fortgang von Wabern hatte seinen Auslöser in den Vorgängen vom 22./23. Juni 1933 im Karlshof . Walter war eines der jüdischen Opfer, die Folterungen über sich ergehen lassen mussten. Im Mai 1936 wanderte er nach Holland aus. Als er Anfang März 1943 von der Deutschen Sicherheits-polizei den Aufruf erhielt, sich zum Abtransport in ein Vernichtungslager bereitzuhalten, versteckte er sich mit seiner Frau. Dieses Versteck in Utrecht verließ er erst im Mai 1945,

Hanna Löwenstein wohnte ab dem 30.09.1935 in Berlin. Am 20.08.1936 wanderte sie ebenfalls nach Amerika aus. Sie heiratete am 08.08.1941 Gustav Lissauer aus Fritzlar.

Irma Löwenstein hatte am 02.09.1921 den Kaufmann Benno Oppenheim geheiratet. Mit der Heirat verließ sie Wabern und zog nach Eschwege. Sie hatten die Kinder Hans-Adolf (* 1922) und Renate (* 1927). Durch die Hilfe von Hanna erhielten sie die Genehmigung, nach Amerika auswandern zu können. Im Jahre 1941 verließen sie Deutschland.

Leopold Löwenstein hatte in Kassel das Friedrichs-Gymnasium besucht. Danach begann er eine Ausbildung zum Kaufmann in Wuppertal-Elberfeld. Nach seinem Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg machte er sich in Wuppertal selbständig. Auf Grund des antisemitischen Drucks gab er am 04.09.1936 sein Geschäft auf und floh nach Holland. Wenig später folgte sein Lebensgefährtin Hilde Johanne Luise Pohlmann (* 1908 in Wuppertal). Da er in Holland eine Nichtjüdin nicht heiraten durfte, traten sie am 10.12.1936 in London vor den Standesbeamten. Das Ehepaar hatte die Tochter Marianne (* 1937). Als in Holland die Deportation der jüdischen Bürger begann, bezog Leopold sein vorbereitetes Versteck, das trotz mehrerer, zum Teil stundenlangen, Hausdurchsuchungen unentdeckt blieb. Nach Kriegsende tauchte Leopold wieder aus seinem Versteck auf. Die Familie blieb in Holland. Leopold baute ein Einzelhandelsgeschäft auf. Er verstarb am 28.08.1975 in Amsterdam.

Familie Mandelbaum

Familie Mandelbaum, Fritzlarer Straße 14 - heute Nennstiel (evtl keine Erinnerungssteine, da die Familie ab 1933 nicht mehr in Wabern wohnte): Der spätere Handelsmann Hermann Mandelbaum, am 28.08.1854 in Hoof geboren. (+ April 1933 in Wabern). Am 09.10.1882 heiratete er in Wabern Esther Biermann (* 1855 in Ungedanken + 1933 in Zierenberg). Aufgrund dieser Hochzeit verzog Hermann von Grebenstein nach Wabern. Dort wurden die Kinder geboren:
Julius (* 1883 + 1955 in Berlin)
Willy (* 1884 + 1971 in Bonn)
Moritz (* 1886 + im Kindesalter an Typhus)
Julchen (* 1887 + 1926 in USA)
Ida (* 1890 + 1956 in Wehrda
Hugo (* 1892 + in Theresienstadt)
Siegfried (* 1896 + im Getto Riga)
Zwischen 1887 und 1890 erwarb die Familie das Wohnhaus in der heutigen Fritzlarer Str. 14. Hermann betrieb einen Fellhandel. Nach dem Tod von Hermann und Esther (1933) ist nicht bekannt, wer in ihrem Wohnhaus wohnte, da inzwischen alle Kinder Wabern verlassen hatten. Das Anwesen wurde im Jahre 1938 von dem Frisör Heinrich Nennstiel regulär erworben.

Familie Süsskind

Familie Süsskind, Bahnhofstraße 15 (Keine Erinnerungssteine, da die Familie ab 1929 nicht mehr in Wabern wohnte): Der Handelsmann Markus Süsskind (* 1867 in Altenkirchen/Wetzlar) bewohnte mit seiner Ehefrau Rosa ( * 1873) und der Tochter Frida ( * 1904) seit 1919 das Haus in der Bahnhofstraße 15. Von dort betrieb Süsskind einen gut florierenden Viehhandel. Die wohl beträchtlichen Umsätze führten dazu, dass Markus im Jahre 1921 ein Stall für 30/40 Stück Großvieh bauen ließ. Am 20.08. 1929 wählte der Handelsmann den Freitod. Daraufhin verließ seine Frau Rosa mit Tochter Wabern. Rosa wurde am 20.09 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Über das Schicksal von Frieda ist nichts bekannt geworden.