Kalenderblatt September 2020

September 2020

Mr. Schafer aus Amerika sucht Schäfer in Wabern

Im Jahre 1842 schlossen Johannes Schäfer (1820) und Anna Elisabeth Völker (1820) in Wabern die Ehe. Aus der Verbindung gingen elf Kinder hervor. Johannes war wie sein Vater und Schwiegervater von Beruf Schäfer und Tagelöhner.

Es war in Deutschland eine Zeit voll bitterer Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit. Viele Menschen wanderten auf der Suche nach einem besseren Leben nach Amerika aus.

„Jetzt ist die Zeit und Stunde da,
Wir ziehen nach Amerika,
Die Wagen stehen vor der Thür,
Mit Weib und Kindern ziehen wir ....
Amerika, du schönes Land,
du bist der ganzen Welt bekannt,
da wächst der Klee drei Ellen hoch,
da gibt es Brot und Fleisch genug.“
(Lied der Auswanderer)

Über die Auswanderer geben die Passagierlisten von New York Auskunft. Sechs Kinder der Familie Schäfer wanderten aus. Georg (*1856) erreichte New York als erster im August 1870, ließ sich in Carlisie Township, Ohio nieder und bildete einen Brückenkopf für die nachfolgenden Geschwister. Es folgten im Februar 1872 Johannes (*1847), Anna Catharina (*1854) und Johannes (*1862), sowie Martha Elisabeth 1882 und Maria 1885. Selbst die Eltern der Familie fanden im September 1883, beide bereits schon 63 Jahre alt, noch den Weg nach Ohio.

Für manche endete die Suche nach einem besseren Leben in der neuen Welt auf tragische Weise. Anna Catharina starb 1917 bei einem Autounfall zusammen mit ihrem Ehemann Christopher Krahenbühl, einem Pflegekind und einer Enkeltochter. Ihr Automobil wurde auf dem Rückweg zu ihrer Farm von einem Zug erfasst, nachdem sie in der Stadt die letzte Rate eines Bankkredites für ihr Anwesen beglichen hatten.

Von dieser Katastrophe, aber auch von viel Gutem, was den Auswanderern widerfahren ist, wusste Alan Schafer zu berichten, als er im Juni letzen Jahres Wabern besuchte, um das Dorf und das Land seiner Vorfahren zu erkunden. Nach einem Rundgang durch Wabern mit Besichtigung des Stammhauses der Schäfer (heute Haus von Kirsten Löwer) und der Kirche traf man sich im Gasthaus „Zur Traube“ zu einem zünftigen Abendessen mit Mitgliedern des Geschichts- und Kulturkreises Wabern e.V.

Alan Schafers Kontakt zu Wabern kam zustande durch das Online - Ortsfamilienbuch Wabern, in dem die Kirchenbuchdaten im Internet einsehbar sind. www.online-ofb.de/wabern

Anmerkung: Die Eltern des im ersten Absatz des Berichts genannten Johannes war Johannes Schäfer aus Zwesten (*1770) und seine Ehefrau Martha Elisabeth Kurz. Sie hatten am 01.11.1805 in Wabern die Ehe geschlossen. Es ist zu vermuten, dass Johannes als Wanderschäfer nach Wabern kam und dort seine Ehefrau kennenlernte. Ihr jüngster Sohn Johannes (*1820) und seine Ehefrau Anna Elisabeth Völker hatten, wie oben erwähnt, elf Kinder. Während der jüngste Sohn und weitere Geschwister nach Amerika auswanderten, übernahm der Zweitgeborene (Johannes *1807) das Hoferbe. Der Schafhirte heiratete am 20.04.1835 in erster Ehe Anna Katharina Prenzel. Ihr Zweitgeborener Georg (*1837) gründete mit Anna Katharina Oswald (*1839 Altmorschen) eine Familie. Ihr fünftes Kind Johannes (*1873 +1954) ging in zweiter Ehe am 17.02.1900 Anna Katharina Röse (*1875 Niedermöllrich) die Ehe ein.

Johannes hatte einen abwechslungsreichen beruflichen Werdegang. Wird er in den Kirchenbüchern bei seiner ersten Heirat noch als Maurer bezeichnet, so war er bei der Anzeige der Geburt von Johannes (1906) Ortsdiener. Im Jahre 1916 Soldat und nach dem 1. Weltkrieg ist Polizist vermerkt.

Ihr Drittgeborener, auch Johann - genannt Hans (*1906) - ehelichte am 30.09.1933 Anna Katharina Cholibois aus Unshausen. Aus dieser legitimierten Verbindung gingen die Kinder Kurt (*1933) - der spätere Polizist - und Ilse (*1941) hervor. Ilse heiratete 30.09.1967 Erwin Jenke (*1935 Breslau +2000} Aus ihrer Ehe stammen die Kinder Kirsten (*1968) und Reinhard (*1972). Kirsten ist mit Michael Löwer verheiratet. Das Ehepaar wohnt im umgebauten und renovierten Stammhaus der Familien Schäfer.

Alle Generationen hatten den Beinamen „Kurzes“. Zurückzuführen auf den früheren Bewohner des Hauses am Kirchplatz mit der Hausnummer 11.

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