Kalenderblatt Januar 2020

Januar 2020

Bürgermeister Karl Emden (*16.01.1913 +17.05.1996) (1)

Karl Emden wurde als Sohn des Landwirts Karl Emden und seiner Ehefrau Karoline, geb. Grünhaupt, in Eppenhausen, einem Vorort der Industriestadt Hagen in Westfalen, geboren. Die Eltern hatten am 18. Mai 1910 in Helmighausen (heute Stadtteil von Diemelstadt), dem Geburtsort von Karoline, geheiratet. Ihr Vater war dort Bürgermeister und Standesbeamter.

Die Eltern von Karl Emden bewirtschafteten in Biedenkopf eine landwirtschaftliche Fläche. Der Hof, den sie 1913/1914 erworben hatten, zuvor wohnten sie in Eppenhausen, lag mitten in der Stadt am Marktplatz. Die Größe und Lage des Hofes ließ nur eine beschwerliche Bewirtschaftung zu.

Auf Grund der beengten Verhältnisse verkauften Karl und Karoline Emden das Anwesen in Biedenkopf und erwarben 1919 die ehemalige inzwischen stillgelegte Dampfziegelei in Wabern auf der Tannenhöhe. Aber auch hier war der Fortschritt noch nicht eingekehrt. Es gab zu dieser Zeit weder Wasserleitung noch Elektrizität. Das Wasser wurde aus einem 80 m entfernten Brunnen gepumpt und mit Joch und Wassereimern ins Haus geholt. Die Beleuchtung erfolgte durch Petroleumlampen.

Auch auf der Tannenhöhe war die zu bewirtschaftende Fläche sehr klein. Man konnte damit keine große Familie ernähren. Karl Emden hatte wohl damit gerechnet, die Ziegelei wieder in Betrieb nehmen zu können. Wie sich jedoch herausstellte, ließ sich das Vorhaben nicht realisieren. Es fehlte an Lehm. Die zur Verfügung stehenden eigenen Flächen waren ausgebeutet. Die umliegenden geeigneten Flächen waren im Besitz der Familie Thielepape, die jedoch nicht bereit waren, Flächen zu verkaufen. Auch die politischen Kräfte dieser Zeit zeigten kein Interesse, dass die Ziegelei wieder in Betrieb gesetzt werden konnte.

Nach dem Umzug von Biedenkopf nach Wabern wurde Karl Emden als Sechsjähriger zu den Großeltern nach Helmighausen gebracht. Dort wurde er eingeschult. Der dortige Dorfschullehrer betreute in der einklassigen Schule acht Jahrgänge. Zucht und Ordnung herrschte nicht nur in der Schule. Alle Schüler mussten nach Hause gehen, wenn abends die Kirchenglocken läuteten. Bei einem Gang durch das Dorf überzeugte sich der Lehrer von der Einhaltung dieses Gebotes.

Im Herbst 1919 endete die Zeit in Helmighausen. Karl ging nun in die Schule in Wabern.Nun musste er mit seiner Schwester Eleonore jeden Tag den langen Weg von der Tannenhöhe bis in die Wimmerschule (1. bis 4. Klasse) und später zur Schule in der Fritzlarer Straße (5. bis 8. Klasse) bei jeder Witterung zu Fuß zurücklegen.

In der Volksschule betreuten Rektor Deys und Herr Weidemann die oberen Klassen. Die Grundschüler wurden zunächst von Fräulein Trautwein und Herr Brinkmayer, später von Fräulein Bindewald und Lehrer Greiner unterrichtet. Ein beliebtes Erziehungsmittel war der Rohrstock, von dem besonders Herr Weidemann, bei oft nichtigen Anlässen, Gebrauch machte.

Ab Ostern 1923 besuchte Karl die Rektoratschule in Fritzlar. Dem Besuch war eine Aufnahmeprüfung vorangegangen, zur der der Zehnjährige allein ohne Begleitung eines Elternteiles gehen musste. Da sich der Schulweg bis zum Bahnhof nun verlängert hatte, erhielt Karl im Sommer 1923 ein Fahrrad. Da man ihm den im Winter beschwerlichen Weg nicht zumuten wollte, wurde er in dieser Jahreszeit in Pension gegeben. So wohnte er im Winter 1923/24 beim Uhrmacher Köhler am Marktplatz und ein Jahr später bei der Familie Bächstädt in der Waberner Straße.

Im Jahre 1924 wurde die Untersekunda der Rektoratschule abgebaut. Karl Emden besuchte nunmehr die Realschule in Bad Wildungen. Da sich der Schulweg nun noch einmal verlängerte, erreichten die Eltern, dass Karl bei einem Vetter seines Vaters, Ludwig Emden, in der Brunnenallee wohnen konnte.

In den Jahren 1927 und 1928 hatte dieser kurze Schulweg ein Ende. Karl kehrte auf die Tannenhöhe zurück und fuhr nun von dort nach Bad Wildungen. Da auch in dieser Zeit der Besuch des Konfirmandenunterrichts in Bad Wildungen anstand, kam er fast jeden Abend im Winter erst im Dunkeln nach Hause.

Die Fahrten mit der Bahn wurden vielfach genutzt, um Aufgaben nachzuholen oder zu vergleichen.Die gute alte Dampflokomotive zog die Personenwagen, die in vier Klassen eingeteilt waren. Die erste und zweite Klasse hatte gepolsterte Sitze, die dritte und vierte Klasse Holzsitze. Die vierte Klasse war speziell für Reisende mit Traglasten bestimmt, deshalb waren die Bänke nur an den Außenwänden angebracht.

Karl Emden schreibt in seinen Erinnerungen, dass in den Jahren ab 1927 auf der Tannenhöhe merklich die Not eingezogen war. Die Größe der Ländereien war für eine sogenannte Ackernährung zu gering und die Kosten der Haushaltsführung konnten mit den Einnahmen nicht gedeckt werden.

Kleines Bild: Familie Emden beim Kaffeeklatsch auf der Tannenhöhe

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