Kalenderblatt Juli 2014

Juli 2014

Straßenbauer Wiederhold, Kurfürstenstraße 31 /Landgrafenstraße 12

Am 24.12.1874 heiratete der aus Harle stammende Pflasterer Johann Barthel Wiederhold (*08.06.1852 +1914) Anna Elisabeth Dietzel (*09.12.1846 in Wabern +1920). Sie war die Tochter von Wilhelm Dietzel und seiner Ehefrau Martha Elisabeth, geborene Beck (siehe Kalender 02/2013). Das Ehepaar hatte fünf Kinder. Der Erstgeborene, Konrad (*25.02.1875 +1904), ging 1900 mit Anna Katharina Erk (*27.09.1875 +1951) die Ehe ein. Konrad ließ die Geburt der Kinder beurkunden:

Johann Georg *1901 +1945 in Jugoslawischer Kriegsgefangenschaft
oo 1941 Anna Katharina Lohne
Anna Elisabeth *1903 +1969 oo1943 Paul Emil Opalla.

Der zweite Sohn, der Pflasterer Johann Heinrich Wiederhold, vermählte sich am 14.12.1907 mit Susanna Gonschorek (*19.01.1885 in Suschen/Schlesien +1967). Das Ehepaar hatte die Kinder:

Karl Friedrich *1908 +1982
Karoline Emilie Elfriede *1909 +1977 oo1935 Ernst Schäfer
Else Elisabeth *1911 +1966 oo1933 Georg Otto, Harle
Martha *1913 +1978 oo1935 Wilhelm Meier, Harle
Heinrich *1914 +1989

Das Jüngste der Kinder ging am 25.04.1936 mit Sophie Bässe (*1913 in Rhünda +1998) die Ehe ein. Das Ehepaar erfreute sich der Tochter Helga (*1936), die 1957 den kaufmännischen Angestellten Erich Sandner (*1932 in Konstadt / Sudentenland +1996) heiratete. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor. Im Jahre 1913 machte sich Johann Heinrich Wiederhold (*1883) als Pflastererselbständig. Erwurde in Wabem "die Krücke" genannt. Hierbei handelt es sich um eine Bezeichnung des damals verwendeten Werkzeugs der Pflasterer, die Ramme. In den folgenden Jahren wurden von Heinrich und seinen vier Mitarbeitern, darunter Georg Weiler, in Wabern und Umgebung zahlreiche Straßen und Plätze mit Basaltsteinen gepflastert. Der Firmensitz befand sich im Wohnhaus der Familie in der Kurfürstenstraße 31.

Sohn Heinrich (*1914), der ebenfalls das Pflasterhandwerk gelernt hatte, gründete mit dem ebenfalls in Wabern ansässigen Pflasterer Arnold Gerhard nach Ende des II. Weltkrieges eine Arbeitsgemeinschaft. Im Jahre 1950 erfolgte die Trennung und beide gründeten ihre eigenen Straßenbauuntemehmen. Die Firma von Heinrich Wiederhold expandierte. So wurden im Jahre 1954 bereits 80 Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt. Im gleichen Jahr errichteten Heinrich und Sophie in der Gartenstraße 2 - heute Landgrafenstraße 12 - ein Wohn- und Geschäftshaus. Dort war das Firmenbüro eingerichtet. Im Kellergeschoss hatte der Textil-Handlungsreisende Mansfeld seinen Verkaufs- und Lagerraum. Das elterliche Anwesen in der Kurfürstenstraße verkaufte Heinrich an Josef Faupel.

Im Jahre 1958 erwarb der Straßenbauuntemehmer in der Gemarkung "Holzwiesen" an der Uttershäuser Straße (Landgrafenstraße 45) von Schmiedemeister Hermann Kahl eine Fläche von 2928m² und am 29.09.1959 vom Sattler Adam Otto ein Areal von 3916m². Dort errichtete er ab September 1959 in mehreren Bauabschnitten seinen Bauhof mit Garagen, Lagerhallen, Büro und Werkstatt.

In den kommenden Jahren, verbunden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, konnte sich das Straßenbauuntemehmen behaupten. Die Umstellung vom Pflastern auf den nun gefragten Straßenasphaltbelag und die notwendige Investition in leistungsfähige Erd- und Straßenbaumaschinen trugen dazu bei, dass der ehemalige sehr zeit- und personalaufwendige Straßenbau wirtschaftlicher und schneller durchgeführt werden konnte. Diese Umstellung führte aber dazu, dass trotz voller Auftragsbücher nur noch 40 Mitarbeiter benötigt wurden. Bereits im Jahre 1958 war Schwiegersohn Erich Sandner in den Betrieb eingestiegen. Sandner war bis dahin bei der Firma Dr. Riehm, einer Teerpappenfabrik in Grifte, als Geschäftsführer beschäftigt. Diese personelle Änderung führte auch zurÄnderung der Gesellschaftsform der Firma, die sich nun "Wiederhold OHG" nannte. Die Gesellschafterwaren Heinrich Wiederhold und seine Tochter Helga Sandner, Kassel. Helga erinnert sich daran, dass sie vor 1958, nach Heimkehr von ihrer beruflichen Tätigkeit, noch mit ihrem Mann die Büroarbeit ihres Vaters erledigen musste. Die in den Jahren 1971 bis 1974 durchgeführte Gebietsreform der Städte und Gemeinden in Hessen ging auch an der Firma Wiederhold OHG nicht spurlos vorüber. Hatte die Firma ihre Aufträge (Tief- und Straßenbau) bis dahin von den reichen Preag-Gemeinden rund um Borken erhalten, sie profitieren alle von den hohen Gewerbesteuereinnahmen des Kraftwerks und des damitverbundenen Braunkohleabbaus, blieben diese nun im gewohnten Umfang aus. Auch die Ölkrise Ende 1973 und die damit verbundene negative Entwicklung der Steuerkraft der Kommunen sollten sich langfristig negativ auf die Ertragslage des Untemehmens auswirken. Die wirtschaftliche Entwicklung, verbunden mit dem Rückgang von Aufträgen, aber auch die Notwendigkeit, die Maschinen auf den neusten Stand der Technik zu bringen, führte dann 1981 zur Entscheidung der Gesellschafter, den Betrieb aufzugeben. Durch die Vermittlung von Bürgermeister Wöllenstein wurde das Betriebsgelände mit einer Größe von 6844m² und seinen Gebäuden an die Firma ASGG Grundbautechnik GmbH & Co KG veräußert. Die Gesellschaft war eine Tochterfirma des Bauunternehmens Fröhlich KG, Felsberg-Gensungen. Nach der Insolvenz dieses Untemehmens stellte auch die ASGG ihre Geschäftstätigkeit ein. Mit Kaufvertrag vom 28.10.1986 erwarb dann der Gemeindevorstand der Gemeinde Wabern das Areal und richtete dort einen Bauhof ein.

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