Kalenderblatt August 2012

August 2012

Wohn- und Geschäftshaus Scherer, Bahnhofstraße 46

Am 01.03.1899 gründeten die beiden Brüder Johannes Scherer (*28.05.1871 +1956) und Heinrich Scherer in Wabern einen Maler- und Anstreicherbetrieb. Beide kamen als Handwerksmeister aus Wetter (bei Marburg). Sie bewohnten zuerst im Haus Brencher in der Kurfürstenstraße (jetzt Werner Schwarz). Daneben hatten Sie in einem Bretterverschlag auch ihre Werkstatt eingerichtet.

Nach dem I. Weltkrieg trennten sich die Gebrüder, in dem Heinrich Scherer in Bad Wildungen ein Geschäft eröffnete, dass noch heute in der 4. Generation fortgeführt wird.

Johannes Scherer erwarb in der Bahnhofstraße das Fachwerkhaus Nr. 26 (heute Nr. 46). Johannes Scherer war verheiratet mit Getrud, geb. Scherer´(*18.07.1872 in Wetter +1959).
Aus der Ehe gingen die Söhne
Jost Heinrich (*1901 +1963)
Christian (*1904 +1926 in der Schwalm ertrunken) hervor.

Jost Heinrich heiratete 1931 Käthe Rohde (*1908 in Kassel +1993).

Sie hatten die Kinder:
Gertrude Maria Käthe Hiltrud (*1933 +1934 an Lungenentzündung) und
Heinz Dieter (*1936).

Der Alleinerbe heiratete am 30.07.1960 Frau Ingrid Schroedter (*1936 in Elbing). Aus der Ehe gingen die Töchter Viviane (*1961) und Isabell (*1964 +2006) hervor.

Im Jahre 1926 wurde im Geschäftshaus ein Laden eingerichtet und Farben und Tapeten zum Kauf angeboten. In den ersten Jahrzehnten nach der Geschäftgründung wurden 10 Mitarbeiter einschließlich Lehrlinge beschäftigt. Jost Heinrich Scherer hatte nach gründlicher Ausbildung in der Malerschule Buxtehude im Jahr 1938 das Geschäft übernommen. Mit Beginn des II. Weltkrieges wurde ein Teil seiner Mitarbeiter eingezogen. Der Firmenleiter erhielt die Verpflichtung zum Polizeidienst und war innerhalb des damaligen Kreises Fritzlar-Homberg im Einsatz. Durch die UK-Stellung wichtiger Mitarbeiter konnte der Betrieb bis 1944 aufrecht erhalten werden. Erst 1944 musste der Betrieb geschlossen werden, da auch die verbliebenen Mitarbeit zum Wehrdienst herangezogen wurden. Kurz nach Ende des Krieges war es Jost Heinrich möglich, nachdem er aus amerikanischer Gefangenschaft heimkehrte, mit einem Teil seiner ehemaligen Mitarbeiter, den Betrieb wieder aufzunehmen.

Jost Heinrich schreibt in seinen Erinnerungen, dass es ihm Dank der tatkräftigen Mitarbeit seiner Frau Käthe gelungen ist, das Verkaufsgeschäft mit Farben, Tapeten und später Gardinen und Fußbodenbeläge so zu steigern, dass die vorhandenen Räume nicht mehr ausreichten. Nachdem das baufällige Geschäftshaus abgerissen war, wurde nach den Plänen des Architekten Konrad Proll, Kassel, ab dem 16.04.1959 das heutige Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Die Geschäftseröffnung fand am 26.10.1959 statt.

Bereits seit der endgültigen Fertigstellung des Braunkohlekraftwerks (1928) in Borken arbeitete die Firma Scherer für die damalige Betreibergesellschaft die Preußische Elektrizitäts-AG. Es war Aufgabe der Firma und seiner Mitarbeiter, alle Anstricharbeiten im Werk und an den Masten der Fernleitungen vorzunehmen. Aus diesem Auftrag, der bis zur Auflösung des Betriebes bestand, wurden nach Aussage von Dieter Scherer 50% der Gesamterlöse der Firma erzielt.

Aus wirtschaftlichen Gründen gab Dieter Scherer, der nach dem Tod des Vaters die Firma übernommen und bereits 1960 seine Meisterbrief erworben hatte, den Betrieb 1992 auf.

Seine Tochter, die Malermeisterin Isabell (verheiratete Roll) setzte die Tradition der Familie fort. Die Jungunternehmerin hatte am 01.06.1990 den Meisterbrief erworben.

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