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Der heilige Wigbert
Skulptur von Adelheid Scherer
Die Skulptur zeigt den heiligen Wigbert mit der Mitra auf dem Kopf, die das Zeichen für seine Abtwürde zum Ausdruck bringt. Gekleidet ist er mit einem Pluviale, dem Segensmantel, der ihn ganz umgibt. In der Hand hält er eine Weintraube, die als Attribut, als äußeres Zeichen, zum heiligen Wigbert gehört. Die Weintraube symbolisiert das sog. Weinwunder des Heiligen, der bei der Zelebration der Messe keinen Wein zur Verfügung hatte und aus einer Weintraube Saft presste. Aus dem gepressten Saft wurde Wein, so die Legende.
Nach dem 2.Weltkrieg kam mit den Heimatvertriebenen aus den deutschen
Ostgebieten eine große Zahl von Katholiken in das Gebiet von
Wabern. Dies hatte zur Folge, dass Ende der Fünfzigerjahre Herrn
Pfarrkurat Paul Pöß, der von 1947 bis 1956 Kaplan in Fritzlar war, der
Auftrag übergeben wurde, in Wabern den Bau einer Kirche vorzubereiten.
Am 13.September 1959 weihte der Hochwürdigste Herr Bischof
von Fulda, Exzellenz Adolf Bolte nach nur einjähriger Bauzeit
das neue Gotteshaus auf den Namen des heiligen Wigbert.
Schönster Schmuck der Kirche sind 10 quadratische Buntglasfenster
an den Längsseiten des Kirchenschiff es, Schöpfungen der Glas- und
Metallbildnerin Agnes Mann, Poppenhausen/Rhön. Sie zeigen Bilder
aus dem Leben des hl. Wigbert. Der Mönch und Priester Wigbert
wurde von Bonifatius, der bereits vom Papst den Auftrag zur Mission
in "Germanien" erhalten hatte, aus dem angelsächsischen England
zu seiner Unterstützung herbeigerufen. Wigbert kam wahrscheinlich
721/722 als mindestens Fünfzigjähriger in die Region um Fritzlar.
Die britischen Inseln, die schon sehr früh christianisiert worden waren,
stellten den Ausgangspunkt für die Mission in Mittel- und Nordeuropa
dar. Ab 721 war Bonifatius in Hessen tätig. Unter dem Schutz
der bereits christlichen Besatzung des fränkischen Kastells auf dem
Büraberg bei Fritzlar konnte Bonifatius es wagen, das wichtigste Heiligtum
der noch heidnischen Hessen zu zerstören: Die Donareiche
bei Geismar ließ er fällen und baute aus ihrem Holz die erste kleine
Kirche, die er dem heiligen Petrus weihte. Geistliches und kulturelles
Zentrum des nördlichen Hessens wurde Fritzlar, wo Bonifatius im
Jahr 724 eine klösterliche Gemeinschaft gründete.
Wigbert übernahm dort die Aufgabe, in diesem Kloster die rechte
Ordnung des monastischen Lebens herzustellen. Bonifatius setzte
ihn 732 offiziell in das Leitungsamt des Klosters ein. Wigbert erfreute
sich als Leiter der Klosterschule großer Achtung. In Fritzlar wurde
der geistliche Nachwuchs für die ganze Region ausgebildet. Wigberts
bekanntester Schüler war Sturmi, der spätere Gründer und erste Abt
des Klosters Fulda. Nach einigen Jahren des segenreichen Wirkens
im thüringischen Ohrdruf kehrte Wigbert nach Fritzlar zurück. Dort
lebte er weiterhin in der Klostergemeinschaft und starb hochbetagt
nach langer Krankheit im Jahr 746 oder 747.
Das abgebildete Glasfenster zeigt Wigbert sitzend auf dem Hochgrab,
welches sich in der Krypta des Fritzlarer Domes befi ndet. Der Heilige,
in ein romanisches Messgewand gekleidet, hält in den Händen das
Modell einer Kirche, die wohl den Vorgängerbau des heutigen Domes
darstellen soll. Zu Füßen der Gestalt Wigberts stehen im Glasgemälde
dieselben zwei lateinischen Verse wie in Stein gemeißelt auf dem
Hochgrab: "Pacis doctrina felix te norma divina - pascit Wigberti tanti
letare magistri" (Glückliches Fritzlar, dich nährt die göttliche Lehre
Wigberts, freue Dich eines solchen Lehrers).
Foto, Glasfenster: "Wigbert als Abt und Lehrer im Kloster Fritzlar"
Foto-Archiv: Katholische Kirchengemeinde Wabern;
Quellen: Die katholische Kirche St. Wigbert in Wabern, 1999;
Herausgeber Horst Schattner, darin "Chronik" von Roland
Schippany bzw. "Leben und Wirken des heiligen Wigbert" von
Kathrin Ellwardt.
Text: Roland Schippany und Kaplan Jürgen Kämpf